pol position
Wirtschaft
 
Projekttitel
Kunst zu Unternehmen
Ziel
Unter dem Motto Kunst zu Unternehmen bieten Künstlerinnen und Künstler der Freien Landesakdemie Kunst kunstorientierte, fallspezifische Weiterbildungsveranstaltungen für Arbeitsteams und Einzelpersonen in Unternehmen – zur künstlerischen Schulung der Wahrnehmung, zur bildnerischen Analyse vor Ort und zur Förderung effektiver Nutzung audio-visueller und haptischer Ressourcen.

Dabei arbeiten in der Regel eine Künstlerin und ein Künstler gemeinsam in einem Projekt zusammen. Das Co-Künstler-Team/Künstler-Tandem wird seinerseits von Kollegen supervidiert und unterstützt.

Das Institut für Visual Profiling an der Freien Landesakdemie Kunst bietet zudem bildnerische Unternehmensanalysen wie z.B. Arbeitsplatzanalysen oder Untersuchungen von Empfangsräumen oder Aufenthaltsräumen und anschließende Konzepterstellung und Begleitung von Umsetzungsmaßnahmen.

Workshops und Schulungen (in den Sparten Theater, Tanz, Musik und Bildende Kunst wie z.B. geführte Ausstellungsbesuche) befähigen zu einer kunstorientierten Haltung im Hinblick auf bildnerische Ausdrucksgestalten des jeweiligen Berufsalltags und dienen gesteigerter Selbstwahrnehmung, Persönlichkeits- und Teambildung.

Das traditionelle Spannungsfeld zwischen Kunst und Wirtschaft wird produktiv genutzt. In Kunst und Wirtschaft haben sich unabhängig voneinander unterscheidbare Forschungs-, Produktions- und Distributionsverfahren entwickelt. Deren Konvergenzen und Differenzen heraus zu finden, ist für gemeinsam gesellschaftlich verantwortetes Handeln notwendig geworden.

Uns liegt daran deutlich zu machen, dass Kunst heute einen wesentlichen Beitrag leisten kann zur Bearbeitung aktueller gesellschaftlicher Problemlagen - auch in Unternehmen und ohne den autonomen Status der Kunst aufzugeben und "bloßer Dienstleister" zu sein. Es geht darum den "Lebensraum Unternehmen" gemeinsam zu gestalten - mit professionellem künstlerischen und unternehmerischem Anspruch.
Anlass
Brute facts. Menschen leben in einem Universum der Bedeutungen. Deshalb sind auch Unternehmen mehr als wirtschaftliche Zweckverbände. Sie haben, ob sie wollen oder nicht, immer schon mit Kunst zu tun. Sichtbar wird das zunächst an dem auffällig häufigen Gebrauch der Worte: Künstler, Kunst, Theater, Szene, Image etc. als immer wiederkehrende Metaphern bei der Beschreibung von Produkten oder zur Erläuterung unternehmerischer Vorgänge. Ihre Verwendung ist ein Hinweis auf zumindest geahnte Gemeinsamkeiten.

Künstler sind nicht nur kreative Produzenten, sondern ebenso hoch qualifizierte Rezipienten. Gleichwohl wird diese ihre Wahrnehmungskompetenz weder von Künstlern selbst, noch von Wirtschaftsunternehmen oder Institutionen als eigenständige Qualifikation erkannt und in ihrem Sinn wirtschaftlich genutzt. Kooperationen zwischen art & economy beispielsweise beschränken sich auf Sponsoring, unternehmerische Sammlertätigkeit oder die mehr oder weniger geglückte Ausstattung von Räumen mit Kunst.

Erst allmählich setzt sich die Erkenntnis durch, dass Künstler auch jenseits ihrer traditionellen Berufsfelder gesellschaftlich relevante und zudem wirtschaftlich rentable Beiträge zu aktuellen Problemlagen leisten können. Das jedenfalls ist seit Anfang der 90iger Jahre These und praktische Erfahrung des Freiburger Künstlers und Leiters des Instituts für Visual Profiling Richard Schindler.

Wir gehen davon aus, dass aktiv gestaltetes Wirtschaftsleben immer auch schon ästhetische Gesichtspunkte umfasst und dass künstlerische Hervorbringung im weiteren Sinne immer auch wirtschaftliche Gesichtspunkte berücksichtigen muss. Beiden Bereichen kann gerade das problematisch sein, was dem jeweils anderen selbstverständlich ist. Es sind hinreichend Gemeinsamkeiten - auch problematischer Natur - gegeben, die eine ausdrückliche Kooperation möglich und sachlich notwendig machen. Wir sind darauf spezialisiert die Zusammenarbeit von Künstlern, Bildungseinrichtungen und innovativ gestaltenden Unternehmern zu einem festen Bestandteil der Unternehmenskultur und des künstlerischen Handelns zu machen.

In den Visualisierungen von Marken und Unternehmenskonzepten realisiert sich auch eine nicht intendierte und unter Umständen kontraproduktive Bedeutungsstruktur. Künstlerische Erfahrung lehrt, dass die sichtbare Oberfläche der Dinge ihre ganze Wahrheit ist und nichts verbirgt. Jenseits beabsichtigter und unbeabsichtigter visueller Botschaften gibt es eine fundierende bildnerische Bedeutung der artifiziellen Dinge und es gibt Gründe dafür, warum sie nicht wahrgenommen wird. Die sogenannten Marken- oder Unternehmensimages sind tatsächliche Bilder. Sie können künstlerisch analysiert und nachvollziehbar rekonstruiert werden.

Diese Zusammenhänge sind Thema unserer Kooperationen mit Unternehmen und unseres Fort- und Weiterbildungsangebots an die Wirtschaft. Die Freie Landesakademie Kunst stellt künstlerische Wahrnehmungsfähigkeit und konw how zur Verfügung und begleitet Unternehmen bei der Entwicklung ihrer visuellen Ressourcen (Visual Resources Development).

Aus: Richard Schindler, Visual Profiling. Zur Entwicklung künstlerischer Handlungsfelder in Unternehmen, Institutionen und anderswo. IKS Garamond, Jena 2001 dtsch./engl. 102 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen